Winzerinfo
Nachhaltigkeit im Bio-Weinbau
Der ökologische Weinbau hat zahlreiche Vorteile gegenüber dem konventionellen, etwa was den schonenden Umgang mit dem Boden und dem reifenden Wein angeht. Und natürlich gelten für uns Biowinzer, wie im ökologischen Landbau üblich, strenge Regeln bei der Düngung und beim Pflanzenschutz. Weiterhin säen wir
zwischen den Rebreihen bis zu 50 verschiedene Sorten an Kräutern und Leguminosen ein. Diese biologische Vielfalt ist für den Boden wichtig, aber auch für alle Arten von Insekten inklusive der Bienen. Sie sollen jederzeit eine passende Futterpflanze finden und es soll ein Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nutzinsekten erhalten werden. Dennoch gibt es auch im Bioweinbau einen Trend zur Kommerzialisierung. Doch da möchte ich nicht mitmachen und ich habe beschlossen, zugunsten der Qualität und der Umwelt ein bisschen gegen den Strom zu schwimmen und mich nicht diesem Zeitgeist zu unterwerfen.
Weingenuss ohne Reue
Ich bin ein Verfechter der Herstellung besonders gut verträglicher und angenehm zu trinkender Weine. Bei der Traubenernte ist deshalb viel Handarbeit nötig.
Meine Mitarbeiter sortieren im ersten Schritt alles aus, was die Weinqualität senken würde. Später, bei der eigentlichen Lese werden dann nur noch reife und gesunde Trauben am Stock hängen. Deshalb können wir zum Teil auch den modernen, maschinellen Vollernter einsetzen, denn für eine optimale Qualität sind in erster
Linie die selektierten Trauben ausschlaggebend.
Zusatzmittel wie die Zugabe von Holz-Chips
im Weinfass sind für uns tabu.
Im Weinkeller ist es heute weit verbreitet, die Barrique-
Geschmacksnote zu erzeugen, indem bei der Verarbeitung der Trauben im Weinkeller Hobelspäne, sogenannte Chips, in den Wein geschüttet werden – wir lassen sie komplett weg. Ein Grund für die Karriere der Chips mag sein, dass die heutige Lagerung des Weins in Edelstahltanks und eine ausgeprägte Kellerhygiene wesentlich besser für den Wein sind als der traditionelle Ausbau in den geschmacksgebenden Holzfässern. Die modern hergestellten Weine benötigen am Ende weniger Schwefel und sind daher verträglicher. Stahltanks liefern natürlich keine Holznote. So kommen dann die Chips zum Einsatz. Dies ist nicht nur unnatürlich, es macht auch alle Weine ähnlich. Die besondere natürliche Note der Rebsorte bleibt auf der Strecke. Außerdem lehne ich es ab, die Weine ausunterschiedlichen Edelstahltanks, verschiedenen Weinbergen und unterschiedlichen Terrains zu vermischen. Man soll die Reblage und den Jahrgang erkennen können.
Die neue Weinlinie "PUR“
Ein Beispiel unserer Natur-Qualitätsphilosopie ist unsere neue Entwicklung, der Spätburgunder Rotwein vom Jechtinger Eichert in der Weinlinie "PUR“. PUR, weil
keinerlei Zusätze in den Wein kommen, außer zum Schluss ein geringer Zusatz von Schwefel, um den Wein vor Verderbnis zu schützen. Erstmals mit dem Jahrgang
2018 habe ich diese neue Weinlinie mit dem Zusatz "PUR" umgesetzt. Der Berg Eichert, dessen eine Seite komplett nach Süden ausgerichtet und mit einer Hangneigung
von bis zu 25 Prozent unser steilster Weinberg ist, wird besonders intensiv gepflegt und separat abgeerntet. Er besteht aus altem, verwitterten Gestein eines
Vulkans und dies gibt dem Wein den besonderen Geschmack. Zwar sind an diesem Hang die Trauben besonders klein und der Ertrag sehr niedrig, aber die Geschmacksnoten sind die besten, die es gibt. Die Trauben werden nach alter Tradition gelesen und
anschließend nicht durch Schläuche gepumpt, sondernvon Hand mit dem Eimer auf die Presse gegeben.
Der Traubensaft wird auf der Maische vergoren (im modernen Edelstahlbottich statt wie früher im Holzzuber). Zweimal täglich wird die Maische untergestoßen, um Farbe und Tannine (Gerbstoffe) aus den Schalen zu lösen. Ich bin stolz, so einen Tropfen anbieten zu können, der bereits als junger Wein ein Gedicht ist und erst in den
Folgejahren sein ganzes Potenzial zeigen wird!
Demnächst folgt in der Weinlinie "PUR" auch ein
Grauburgunder und ein Winzersekt. In der Weinlinie "PUR“ sind die besten Trauben unserer Spitzenlagen in Jechtingen. Sie sind ertragsreduziert, besonders intensiv gepflegt und von höchster Qualität, i.d.R. Spät- und Auslesequalität.
Die Besonderheit ist der Ausbau – handwerklich wie früher ohne Pumpen der Traubenmaische beim Rotwein.
Beim Weißwein werden schonend die ganzen Trauben gepresst (ohne sie vorher zu entstielen), wie es beim Champagner üblich ist. Der Weinausbau erfolgt ohne Schönungen, ohne Fasslagerung und ohne weitere Zusätze. Auch bleibt der
Jungwein lange auf der Feinhefe, was ihn langlebiger macht. Durch seine Gärung mit Biohefe und anschließendem biologischen Säureabbau erhalten wir sortentypische und säurearme Weine, die lange auf der Flasche haltbar sind. Vor dem Abfüllen wird der Wein
grob gefiltert, damit er frei von Trübungen ist.
Nichts dem Zufall überlassen
Wichtig ist uns der Einsatz von Bioweinhefe. Sie fördert den sortentypischen Geschmack des Weins und macht ihn sehr feingliedrig. Zurzeit ist die Spontangärung ohne den Zusatz von Reinzuchthefen in Mode. Dadurch erhält man ein Zufallsergebnis, das womöglich durch die Nebenprodukte der natürlich vorkommenden Hefen auch
noch Kopfweh verursacht. Unsere Weine enthalten nur geringe Mengen an Sulfiten, sind bekömmlich und lange haltbar.
Besuchen Sie uns.
Sie sind herzlich willkommen. Zur Betriebsphilosophie zählt auch, dass auf unserem Winzerhof Besucher und Kunden stets willkommen sind - sei es zu einer Weinprobe oder zu einem Event. Sofern es unsere Zeit zulässt, beantworten ich, meine Frau Bernadette oder eine Mitarbeiterin gerne ausführlich
alle Fragen rund um unseren Betrieb und unsere Anbaukriterien. Wir freuen uns, wenn Sie den Weg hierher gefunden haben!